Industria – Billiges Bauwerk oder stabile Mauer?

Spoiler Warnung! Dieser Beitrag ist ein Test zu Industria. Ich versuche so gut es gut auf Spoiler zu verzichten kann aber nicht zu 100% versprechen das es auch Spoilerfrei ist! Besonders den Punkt Story / Atmosphäre mit Vorsicht genießen!

Am 30. September erschien mit Industria, das erste Spiel von Bleakmill. Die Entwickler haben mir netterweise einen Key zukommen lassen und ich sage euch was das Spiel kann und ob es sich lohnt sich Industria einmal anzuschauen. Im Spiel schlüpfen wir in die Rolle von Nora, die sich zum Ende des kalten Krieges auf die Suche nach ihrem verschwundenen Arbeitskollegen macht. Es ist der 9. November 1989, der Tag, an dem die Mauer fiel.

Wie schon die anderen Tests, werde ich auch diesen Test wieder in 3 Kategorien unterteilen.

  • Technik / Performance
  • Gameplay
  • Atmosphäre / Story

Warum diese 3 Kategorien? Ich habe lange überlegt in welche Kategorien ich einen solchen Spieltest unterteile. Am Ende bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass diese 3 Kategorien mit das wichtigste an einem Videospiel sind um es objektiv zu bewerten. Allerdings bin ich auch nur ein Mensch und werde definitiv meine eigene Meinung in den Test bringen.

Technik / Performance

Industria läuft auf der Unreal Engine 4 und hier wird auch gut demonstriert was die Engine auch in den Händen von kleineren Indie Studios draufhat. Die Grafik ist, gelinde gesagt, ein Augenschmaus. Die Texturen sind klar und sehr schön anzusehen. Darüber hinaus bietet uns das Spiel komplette Raytracing Unterstützung, somit kommen Schattenspielerein und Lichtverhältnisse deutlich realistischer rüber und geben dem ganzen Spiel eine noch bessere Atmosphäre.

Industria unterstützt Raytracing und sieht dabei wunderschön aus
Besonders die Schatten durch Raytracing sind beeindruckend.

Die einzigen Mankos an der Technik sind die Performance in manchen Leveln und die Übersetzungen beziehungsweise die Untertitel. An manchen Stellen des Spiels sind, trotz eingestellter deutscher Sprache, die Untertitel auf Englisch. Allerdings sind die Texte keine hoch komplexen englischen Wissenschaftstexte und dadurch relativ leicht zu verstehen. Wer also ein wenig der englischen Sprache mächtig ist sollte keine Probleme bekommen der Story folgen zu können. Definitiv nicht zu empfehlen ist leider die DirectX 11 Version des Spiels. Diese sorgte bei mir (Ryzen 7 3700X, RTX 2070 Super) für teilweise unter 25 FPS, obwohl mein System nicht einmal zu 50% ausgelastet war.
Die Entwickler haben mir jedoch bereits bestätigt das die Performance Probleme bekannt sind und daran gearbeitet wird.
Ebenfalls bestätigt wurde mir schon ein Patch für die kommenden Tage. Was genau dieser Patch richten soll kann ich an dieser Stelle leider nicht sagen.

Gameplay

Industria hat sich beim Gameplay von Story Shootern wie z.B. Half-Life inspirieren lassen. Das ist ein Punkt, der dem Spiel sehr zugutekommt. Hier erwartet euch kein Open World Shooter mit 100 Stunden sinnlosem gegrinde nach der neusten und besten Wumme.
Hier bekommt ihr einen klassischen Story Shooter der an sich eine lineare Story Führung durch die Level hat, dabei aber nicht wirklich schlauchig wirkt. Es gibt in den unterschiedlichen Leveln nebenbei immer etwas zu entdecken. Ob es nun ein paar Kisten mit Munition sind oder einfach nur Seiten aus einem Tagebuch eines ehemaligen Politikers.
Das ganze Spiel wirkt dadurch nicht zu offen, aber auch nicht zu schlauchig. Das Gunplay fühlt sich gut an, lediglich das Trefferfeedback hätte ich mir ein wenig wuchtiger gewünscht.

Doch Industria ist kein reiner Shooter. Ich habe sogar schon von einigen gehört, dass der Shooter Part gestrichen werden könnte und trotzdem wäre es noch ein schönes Spiel. Das liegt unter anderem an den Rätseleinlagen. Diese Rätsel sind meist nicht allzu schwer, bieten aber eine schöne alternative zum Tagebücher lesen und Roboter über den Haufen schießen.

Atmosphäre / Story

Wie bereits erwähnt starten wir in Ost-Berlin 1989. Mitten in einem Plattenbau Gebiet wachen wir in unserer Wohnung auf, die allein von der Optik her aussieht, als ob es auch die alte Wohnung meiner Oma aus Magdeburg sein könnte. Nachdem wir unsere Wohnung verlassen haben, stehen wir umzingelt von Plattenbauten auf einer Straße und machen uns auf den Weg zum Labor. Auf der Straße ist wenig los und lediglich ein Trabant der Polizei fährt in Richtung Labor.

Auch der Trabant findet seinen Weg in Industria
Der Trabant lässt Erinnerungen hochkommen.

Nur diese ersten 5 Minuten vom Spiel haben mich mehr an meine Kindheit in Magdeburg erinnert als alles was ich in den letzten Jahren gesehen bzw. gespielt habe und dass, obwohl ich nach dem Mauerfall geboren wurde. Die Optik vom Trabant ist wundervoll und klassisch zugleich. Doch nicht nur die Szenen im altbekannten Ost-Berlin sind gut geraten, auch die Steampunk ähnlichen Gebiete mit den Robotern und diesen ganzen, etwas zu groß geratenen, Kabelkanälen wirken so atmosphärisch und passend. Unterstützt wird das ganze durch die Nutzung der Raytracing Technologie und die dadurch auftretenden realistischen Schatten und Beleuchtungen.

Passende Steampunk Optik in Industria
Die Steampunk Optik schafft eine besondere Atmosphäre

Die Story wird größtenteils durch Gespräche zweier Charaktere erzählt und mit Tagebüchern und kleineren Traumsequenzen gut abgerundet. Man muss hier keine Angst haben der Story nicht folgen zu können nur weil man doch die ein oder andere Tür übersehen hat, kann sich aber über kleinere Nebenstory Schnipsel freuen, wenn man doch durch die eine Tür geht.

Fazit

Industria ist kein perfektes AAA Spiel und das ist auch gut so. Dieses Spiel macht so vieles richtig und abseits von der heutigen Norm, dass ich voller Begeisterung die rund 4 Stunden lange Kampagne in einem Stück durchgespielt habe. Die Optik ist wunderschön, die Unreal Engine 4 bietet eine solide gutaussehende Grafik und mit Raytraycing verleiht man diesem Spiel eine optische Tiefe, die ich bei dem ein oder anderen AAA Titel vermisst habe. Lediglich die Story fühlte sich am Ende nicht unbedingt wie ein Ende an, sondern eher wie eine Art Neubeginn oder Zwischenziel. Das lässt natürlich die Türen für Story DLC’s oder einen Nachfolger auf und genau diese Frage werde ich auch im Anschluss an diesen Test an die Entwickler weiterleiten. Wer weiß, vielleicht haben sie schon etwas geplant, dass die Story von Industria fortführen soll.

Ich jedenfalls bin froh darüber, dass ich dieses Spiel spielen und testen durfte und finde 19,99€, die es bei Steam kostet, vollkommen okay. Immerhin bekommt man hier eine 4-stündige schön erzählte Story. Wenn jetzt noch an den Performance Problemen gearbeitet wird kann ich Industria mit vollster Zufriedenheit weiterempfehlen. Hier kann ich nur sagen, meinen Respekt an das Team von Bleakmill, dass von euch gelieferte Erstlingswerk übertrifft bei weitem das von mir erwartete und ich freue mich auf mehr von euch.

84/100

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